bookmark_borderVor den Wahlen in den USA (16.09.2024)

Empire State of Mind

Ein anderer Aktivismus, eine andere Erinnerungskultur.

Die Sommerhitze ist in New York schon im Juni unerträglich. Weltweit ist der New Yorker „Heat Dome“ in den Nachrichten. Die Verankerung einer Drehbrücke über den Harlem River schmilzt in der Hitze und blockiert stundenlang. Vor der Zentrale der Citibank in der Wallstreet, die seit Corona wie leer gefegt ist, demonstrieren seit Wochen Klimaaktivst:innen. Mit anderen Gruppierungen formieren sie sich zu immer neuen Bündnissen. So legen sich pünktlich zum Hitzedom grauhaarige Herrschaften zu einem Die-in vor die Bankzentrale. Wer stirbt an der Hitze zuerst? Die Alten. Ziel der sturen, sich mit schöner Regelmäßigkeit wiederholenden Aktionen vor der Citibank, einem der größten Finanzdienstleister der Welt, ist das Ende der Investitionen in klimaschädliche Unternehmen und Produktionen.

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bookmark_borderIm Nebel der Moral (15.02.2024)

Wie man sich hierzulande an den Krieg gewöhnt.

In den sozialen Medien geht derzeit eine automatisch scrollende Liste mit Namen und Geburtsdaten vor schwarzem Hintergrund viral: In einer Endlosschleife wandern Namen von Kindern, die bei den israelischen Angriffen in Gaza ums Leben kamen, über den Bildschirm. Man wird aufgefordert, wenigstens so lange hinzuschauen, bis man ein Kind findet, das das zweite Lebensjahr erreicht hat. Tatsächlich flimmern vor den Augen zu lange Namen, die nicht einmal das erste erreichten. Es ereilt einen einer dieser flachen Schrecken, wie ihn die Mittel der Aufmerksamkeitsökonomie wecken können. Fast die Hälfte der Toten in Gaza sind Kinder.

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bookmark_borderSchuld ohne Sühne (24.11.2023)

Die deutsche Erinnerungspolitik ist ins Gegenteil ihrer ursprünglichen Absichten umgeschlagen.

In den sozialen Medien kursiert derzeit ein Video von 2010. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Historiker Fritz Stern unterhalten sich über Israel und sind sich einig, dass Merkels Satz von der „Sicherheit Israels als Teil deutscher Staatsräson“ eine nicht zu Ende gedachte deutsche Außenpolitik sei. Es gibt noch mehr, was die älteren Herren in unnachahmlicher Abgeklärtheit reden: Dass die israelische Politik gegen Völkerrecht verstoße und „unmenschlich“ (Stern) sei, dass Deutschland „keine Bündnisverpflichtung gegen Israel“ habe (Schmidt). Beim heutigen Diskussionsstand würde man vermutlich Helmut Schmidt Antisemitismus und Fritz Stern jüdischen Selbsthass vorwerfen. Vielleicht würde sich sogar der Antisemitismusbeauftragte genötigt sehen, Stellung zu beziehen.

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bookmark_borderHoffnung wäre paradox (27.06.2023)

Schlaglichter der Besatzung. Eine Reportage aus Israel und Palästina.

Als medico vor 21 Jahren den Aufruf „Zeichen paradoxer Hoffnung“ zur Unterstützung zivilgesellschaftlicher Initiativen in Israel und Palästina veröffentlichte, war das Echo groß. Ein ganzes Rundschreiben versuchte sich damals in der vielfältigen psychoanalytischen und philosophischen Beschreibung des Konflikts. Heute wirkt das Wort Konflikt hingegen unangebracht. Denn ein Konflikt setzt halbwegs ebenbürtige Gegenüber voraus. Schon damals war Israel den Palästinenser:innen militärisch überlegen. Die Selbstmordattentate, die ja auch nur noch das letzte Mittel darstellten, waren dafür der beredte Ausdruck. Inzwischen ist aus der bereits seit dem Krieg von 1967 offenkundigen Asymmetrie zwischen Israel und den Palästinenser:innen allerdings eine totale politische, militärische und ideologisch-moralische Überlegenheit Israels geworden.

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